DHM Handball in Konstanz

Alle Jahre wieder? Eine feste Größe im Deutschen Hochschulhandball ist die WG Erlangen-Nürnberg nicht erst seit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2008. Regelmäßig vertritt eine Erlanger Delegation die Farben Bayerns bei den Endspielen und so auch dieses Jahr, als sich die Erlanger als süddeutsche Meister für die Endrunde in Konstanz qualifizieren konnten.
Ohne den etatmäßigen Trainer Bratsches Macher, der zuhause in Erlangen die Sporteignung zukünftiger Generationen der Unimannschaft abnehmen musste, startete der Unibus nebst zwei gehijackten Privat-PKW Richtung Konstanz. Für ihn in die Bresche sprang Elmar Ehrich, der dank seiner Erfahrungen mit der Damenmannschaft die DHM mit all ihren Ecken und Kanten bestens kennt und Organisationslehrling Party Peter Yoon, der organisatorisch die immensen Fußstapfen von Hansi Bierhoffer Gieck zu füllen versuchte.
Im Vorfeld war das Feld bestens bereitet und so ging es Freitagmorgen pünktlich auf die Autobahn und in den ersten Stau hinter Nürnberg. Nicht dass der gute, altgediente Unibus ohne Stau viel schneller fahren würde, doch die Ankunft am Ziel sollte sich danke einiger weiterer Staus und einer Brückenvollsperrung um wenige Minuten verzögern. Rechtzeitig eine Stunde nach Anmeldeschluss erreichte man den Parkplatz der Unisporthalle. Glücklicherweise zeigte sich die Organisation flexibel und gestattete den Erlanger Hoffnungsträgern die Teilnahme trotz einiger Unplanmäßigkeiten. Für den sonst in Telefonbereitschaft wachenden Dr. Guido Köstermeyer (?Guido, schick Geld!?), musste am Eignungsprüfungstag erstmals Jutta Preischl einspringen und auch sie meisterte alle ihr gestellten Herausforderungen mit Bravour. Ob Überweisungsträger, Examensunterlagen, Formblätter ? alle geforderten Unterlagen konnten fristgerecht nachgereicht werden.
Dann war da allerdings noch das Ding mit der Spielverlegung. Nachdem Augsburg als zweiter bayerischer Vertreter kurzfristig absagen musste (kollektiver Sonnenstich dank Abschlusstraining auf dem Hartplatz?), hatte man das Spiel der FAU gegen die SpoHo Köln auf den frühen Nachmittag verlegt. All die internationale Erfahrung von Spielertrainer Ehrich hatte hier nichts genutzt, denn trotz halbstündigem Posteingang-Checken am Vortag hatte die Mail mit der Verlegung nicht ihren Weg zu den Verantwortlichen gefunden. Doch auch hier zeigte sich die DHM-Familie flexibel: kurzfristig stimmten die Verantwortlichen der SpoHo und der Damenmannschaften aus Berlin und Konstanz sowie die bayerischen Schiedsrichter zu, das Damenspiel kurzerhand vorzuziehen, damit zumindest Zeit zum Umziehen bliebe.
Trotzdem zeigte sich die Kaltstartbereitschaft der FAU als mangelhaft und nach einer 3:1 Führung gegen den Vorjahresmeister konnte dieser das Spiel drehen und bis zum 3:11 in Führung gehen. Häufige Unsicherheiten mit den Spielgerät, das von ultra-klebrig zu nasse-Seife-rutschig und wieder zurück wechselte luden die Kölner zum Kontern ein und wenn einmal ein Abschluss vorbereitet wurde war da noch der gute Kölner Schlussmann.
Der zweite Durchgang wurde dann couragierter angegangen ? man hatte nichts mehr zu verlieren und so konnte wenigstens Halbzeit 2 einigermaßen ausgeglichen gestaltet werden (7:10). Am Ende eine herbe Klatsche gleich zum Auftakt, die doch etwas auf die Stimmung drückte.
Drückend auch die Hitze über Konstanz, so dass nach dem reichhaltigen Abendessen (Lasagne & Käsespätzle all you can eat) die 200m zum Bodensee überbrückt wurden und eine weniger verdiente, dafür umso wohltuendere Abkühlung erfolgte.
Im Anschluss hieß es zügig die Zelte beziehen und die Einkäufe verstauen ? um 21:00h sollte spätestens die Bodenseepartyfähre ablegen. Wieder einmal zeigten sich die Erlanger als äußerst pünktlich und zuverlässig und fanden sich geschlossen am Fährterminal ein. Die Gegner des kommenden Spieltages hatten weniger Glück und mussten sich nach dem Ablegemanöver mit Mentaltraining am Zeltplatz zufriedengeben, während Erlangen mit den übrigen Delegationen an der Bar neue Kraft tankte.
Große Wiedersehensfreude allerseits, fraternisieren mit Mann und Frau, Gespräche über den bayerischen Handball und die einzelnen Ligen sowie der amüsante SMS-Leinwand-Chat prägten den Abend. Kurz vor dem Anlegen um 01:00h wurde noch ein Verpflegungstempel ausgemacht, den die Erlanger dank fahrtüchtigem Coach (und Bus) im Anschluss noch ansteuern konnten. Mit einem schönen Mannschaftsfoto endete der erste Turniertag viel zu früh und die Zelte warteten.
Der Wecker war auf 09:00h gestellt, um 07:00h drückte aber bereits wieder die Hitze aufs Zelt, so dass das morgendliche Waschungsritual kurzerhand vorverlegt wurde und Erlangen 1 sich komplett im Bodensee wiederfand. Die gute Laune am Strand wurde nur von einzelnen Eremiten gestört, die sich ausgerechnet einen Badestrand für ihre Stillemeditation ausgesucht hatten, doch auch diese Ärgernisse konnten den Tatendrang des jungen Teams nicht bremsen. Nachdem alle ihre Badehosen wieder anhatten ging es in die Unihalle um den Gegner Kiel zu studieren.
Diese wirkten ausgeschlafen und frisch und lebten von einem sehr treffsicheren Rückraum der auf allen Positionen stark besetzt war. In der Tat waren die Angriffsleistungen gegen die Kölner Abwehrmaschinerie so beeindruckend dass ein ganz entscheidender Faktor im Spiel der Kieler schlichtweg übersehen wurde, was sich noch rächen sollte.
Als Kiel wenige Sekunden vor Schluss den Ausgleich erzielte und der Kreisläufer per Notbremse den Kölner Anwurf unterband wurde dieser zurecht mit der roten Karte bestraft, was nach DHB Regelwerk eine Sperre nach sich ziehen würde. Diese Option wurde rege diskutiert und am Ende lag die Wahl beim Erlanger Team: den Gegner entscheidend schwächen oder der sportlichen Fairness den Vorzug geben und die Aufstellung des hühnenhaften Kreisspielers erlauben? Keine Diskussion war nötig ? Kiel konnte komplett auflaufen und Erlangen sicherte sich den Fair-Play-Pokal.
Im Spiel zeigte sich dann, dass die Erlanger durchaus feiern und anschließend spielen können. Zwar konnten die Kieler immer wieder Tore erspielen, doch ca. 50% der gegnerischen Angriffe wurden abgefangen und in Gegenstöße umgemünzt. Trainer Ehrich durchlebte den Wechsel von himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt nun im Minutentakt: einer gelungenen Abwehraktion folgte Sekunden später das Scheitern am Kieler Torwart, der eine zweistellige Anzahl freier Erlanger Würfe parierte. Dennoch ließen sich die Erlanger nicht unterkriegen und stellten 10min vor Ende der Partie auf eine offensive 3:3 Abwehr um und konnten damit den Kieler Rückraum zumindest verunsichern, so dass der 7-Tore-vorsprung bis auf 3 schmolz. Doch den Endrundeneinzug vor Augen stemmte sich Kiel gegen das Kippen des Spiels und erzielte am Ende ein 21:17.
Damit war Erlangen bereits in der Vorrunde ausgeschieden, hatte sich aber achtbar aus dem Turnier verabschiedet. Der Abkühlung im ? richtig ? Bodensee folgte das Spiel der deutschen Fußball Nationalmannschaft gegen Diego Maradonnas Starensemble. Einträchtig verfolgten die 7 Mannschaften der Unihalle das Spiel, und es gab genug Grund zum Jubeln.
Im Anschluss ging es zum reichhaltigen Abendessen (Züricher Geschnetzeltes und Nudeln mit Sauce all you can eat & drink) in die Stadtmensa mit angeschlossener Strandbar. Große Wiedersehensfreude löste der Auftritt des ehemaligen Unimannschaftskameraden Bum Bum Booster Botox Barilla Bernd Schulz aus, der mittlerweile für Konstanz die Handballschuhe schnürt und den Erlangern gleich bereits in der Vorrunde ausgeschieden war. Nach dem Essen stand die Strandparty mit Vielfältigen Betätigungsmöglichkeiten an. Gemütlich in Alkoven herumlungern, von der Rheinbrücke springen, am Kickertisch die gelungensten Szenen der übertragenen WM-Spiele nachstellen, für jeden war etwas dabei und auch das Tanzbein wurde wieder geschwungen. Ohne nennenswerte Ereignisse nahm der Abend seinen angenehmen Verlauf.
Am nächsten Morgen wurde die Entscheidung getroffen, keine unnötige Zeit zu vertrödeln und nach dem Bad im Bodensee direkt die Heimreise anzutreten. Nachdem die Badehosen wieder angezogen waren ging es auf die angenehm warme Heimreise. Fair, sicher, gelassen wurde Erlangen erreicht und sogar für den Nichtraucherschutz konnte man noch abstimmen.
Am Ende steht die Erkenntnis, dass sportliche Ambitionen und positive Grundhaltung gegenüber Mitspielern und Kontrahenten einander nicht ausschließen und die Spitze der Handballergemeinschaft der deutschen Hochschulen die Meisterschaft nicht nur besucht, um Punkten und Toren hinterherzujagen. Die Mannschaft dankt der FAU, insbesondere Guido Köstermeyer und Jutta Preischl für die beispiellose Unterstützung, Herrn Ort für die tadellose Wartung des FAUmobils, Bratsches Macher für die exzellente Vorbereitung und natürlich all unseren Omas und Opas.

Elmar Ehrich für das Erlangen 1

hintere reihe vlnr: peter john, basti mäder (beide tsv winkelhaid), michi waitz (hc sulzbach), benni krämer (vfb forchheim), jan schäffer, florian fischer (beide hc erlangen), trainer elmar ehrich (vfb forchheim)
vordere reihe vlnr: matze schnödt (sv auerbach), phillip walzik, jo knerr (beide hc erlangen), max von borstel (sv auerbach), christoph selmer (asv cham)

auf dem bild fehlen claudio schneck, sebastian piller und tobias gröger